Rückblick auf den Kongresstag
- Ein bewegender Auftakt: Ein kurzes Video mit dem Titel „Where Truth Bleeds“ führte die Teilnehmer eindringlich in die Thematik ein – Gewalt, Hoffnung und Realität in Mosambik wurden emotional greifbar.
- Internationale Stimmen: Referenten aus verschiedenen Ländern beleuchteten die Situation von Kindern in Kriegs- und Krisengebieten wie der Ukraine, dem Libanon, dem Irak und Gaza. Besonders bewegend: Die Berichte aus dem Gazastreifen und die psychologischen Miniinterventionen vor Ort.
- Theorie und Praxis: Die Konzepte zur therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Kindern wurden diskutiert und in Kleingruppen vertieft. Der Vortrag von Vamik Volkan zur Großgruppenidentität bildete einen fachlichen Höhepunkt
Unsere Eindrücke
Ursprünglich sollte der vierte internationale Kongress Children, War and Persecution als Präsenzveranstaltung in Maputo, Mosambik stattfinden. Aufgrund anhaltender politischer Unruhen, die das Land seit über einem halben Jahr erschüttern, war dies leider nicht möglich. Gerade in solchen Zeiten ist das Thema jedoch von besonderer Aktualität. Daher entschlossen sich die Veranstalter, einen digitalen Pre-Kongress ins Leben zu rufen – ein mutiger Schritt, der sich als voller Erfolg erwies: Am 10. Mai 2025 fand der Pre-Kongress mit großer internationaler Beteiligung online statt.
Der Tag begann mit einem bewegenden Moment: Ein kurzes Video mit dem Titel Where Truth Bleeds zeigte eindrucksvoll die gegenwärtige Lage in Mosambik – die alltägliche Gewalt, aber auch die Hoffnung auf friedlichere Zeiten, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Es stimmte die Teilnehmenden emotional und inhaltlich auf das Thema ein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vielen afrikanischen, europäischen und lateinamerikanischen Ländern, aus den USA sowie dem Nahen Osten waren vertreten. Auch die Referierenden beleuchteten aktuelle Konfliktherde weltweit. Im Fokus standen die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen in Mosambik, der Ukraine, dem Libanon, dem Irak und insbesondere im Gazastreifen.
Die Berichte aus Gaza waren besonders erschütternd: Das unermessliche Leid der Kinder, der Mangel an Ressourcen und die kaum vorhandenen Schutzräume bewegten alle Anwesenden tief. Spontane Momente des gemeinsamen Schweigens und Gedenkens spiegelten diese kollektive Betroffenheit wider. Gleichzeitig wurde deutlich, dass trotz der widrigen Umstände psychologische und psychotherapeutische Hilfsangebote möglich sind – dank des engagierten Einsatzes lokaler Kolleginnen und Kollegen. Oft sind es kleine Gesten, wie der Auftritt eines Clowns, die Kindern, die seit über einem Jahr in permanenter Angst leben, ein kurzes Lächeln schenken können. Wer in das für einen Moment entspannte Gesicht eines Kindes blickt, stellt die Frage nach der Nachhaltigkeit solcher Interventionen nicht mehr. Besonders eindringlich war die Erkenntnis, dass viele Fachkräfte dabei auch von ihren eigenen Kindern sprechen.
Die vorgestellten Konzepte zur psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern in Kriegs- und Krisengebieten wurden intensiv diskutiert. Im Zentrum stand ein tiefes Verständnis der Beziehungstraumatisierungen, die viele Kinder erleiden. Die theoretischen Beiträge boten Anknüpfungspunkte für praktische Interventionen in verschiedenen Kontexten.
Ein Höhepunkt war der Hauptvortrag von Vamik Volkan, den die psychoanalytische Gruppe Maputo/Mosambik gewinnen konnte. Volkan widmete sich dem Konzept der „Großgruppenidentität“, das er seit Jahrzehnten in politischen Krisengebieten erforscht und vermittelt. Seine Ausführungen stießen auf großes Interesse und gaben wertvolle Impulse für die weitere Arbeit.
In Kleingruppen wurden anschließend therapeutische Konzepte vertieft und diskutiert. Nach neun intensiven Stunden verabschiedeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschöpft, aber bereichert – und voller Hoffnung, sich beim Hauptkongress vom 13. bis 15. Mai 2026 in Maputo persönlich begegnen zu können.