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Trauma Treatment Training in Myanmar

ÜG Über Grenzen gGmbH gibt Fortbildungen in Myanmar für Menschen, die mit traumatisierten Klient*innen arbeiten. Ziel ist es, diese Menschen in ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen ein „Erste-Hilfe-Kit“ an die Hand zu geben.

Not und Hilfe

Myanmar steht seit über 40 Jahren unter Militärherrschaft. Nach einer 10-Jährigen demokratischen Phase unter Aung San Suu Kyi, kam es im Februar 2021 erneut zu einem Militärputsch. Seitdem befindet sich das Land in der Krise und einer andauernden kriegerischen Situation. Die Not im Vielvölkerstaat Myanmar kann mit den Worten des Diplomaten Kofi Annan beschrieben werden:

“War is a trauma that leaves scars on the soul of a nation.”

Viele Menschen sind durch die langen Jahre des Krieges und durch die brutalen Verbrechen der neuen Militärdiktatur schwer traumatisiert. Frauen, Männer und Kinder sind betroffen.
Traumaberatung gibt es schon länger in Myanmar, allerdings mangelt es an Austausch und Fortbildung sowie an Qualität in der Ausbildung der Beratenden. Wir bilden Menschen aus, die mit traumatisierten Klient*innen arbeiten. Damit ermöglichen wir einen Zugang zu qualifizierter Traumabeartung. Gleichzeitig unterstützen wir die Menschen in ihrer herausfordernden Arbeit mit traumatisierten Klient*innen.


Geschichte

2021: Putsch und erste Fortbildungen mit ca. 60 Teilnehmenden

Als es in Myanmar 2021 zu Protesten kam, wurden diese brutal niedergeschlagen. Im Zuge dieser Gewaltwelle entstand bei der Myanmar Initiative e.V. der Wunsch, auch im psychomentalen Bereich Hilfe anzubieten. So kam es zu einer Kooperation zwischen der Myanmar Initiative e.V. und Über Grenzen.
Ende 2021 veranstaltete Über Grenzen vier Online-Fortbildungen für Seelsorger*innen in Myanmar. In 5-stündigen Seminaren bekamen die ca. 60 Teilnehmenden ein Erste Hilfe-Kit für den Umgang mit traumatisierten Klient*innen.

Seit 2022: Online-Workshops

Aufgrund der hohen Nachfrage und dem großen Bedarf entstand der Wunsch, die Veranstaltungen fortzuführen. Etwa 15 Teilnehmer*innen konnten weiterhin an monatlich stattfindenden Supervisionen / Workshops von Über Grenzen teilnehmen. Das Setting umfasste die Auseinandersetzung mit zuvor eingereichten Fällen der Teilnehmenden. Diese Fälle stammten alle aus der Arbeit der Teilnehmenden mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und dem Familiensystem. Die Fälle wurden von den Therapeut*innen, die sich bei Über Grenzen engagieren, diskutiert und ein fallspezifischer fachlicher Input erarbeitet.

2023: Reise nach Myanmar und Projektstart „Trauma Treatment Training“

Im Frühjahr 2023 reisen Ursula Hecker – Geschäftsführerin der Myanmar Initiative e.V. – und Dr. Marianne Rauwald – Gründerin und Geschäftsführerin von Über Grenzen – gemeinsam nach Myanmar. Es ist ein einschneidendes Erlebnis, dass die Grundlage für die weitere Projektarbeit legt: Im Austausch mit den Menschen und im Spüren des Landes steht schnell fest: Diese Arbeit muss weiter gehen!

Um unser Konzept langfristig aufzustellen, hat die Myanmar Initiative e.V. gemeinsam mit Über Grenzen einen Antrag auf finanzielle Förderung bei Brot für die Welt eingereicht. Das Projekt wird genehmigt, Projektstart ist September 2023.
18 Workshops für 22 Teilnehmende und 1 1/2 Jahre Laufzeit – wow! Es ist das erste groß-angelegte Projekt von Über Grenzen und ein Herzensprojekt. Ziel ist es, den Menschen in Myanmar einen Zugang zur qualifizierten Traumabeartung zu ermöglichen. Dafür bilden wir Menschen aus, die mit traumatisierten Klient*innen arbeiten. Das umfasst nicht nur Therapeut*innen, sondern auch Ärzt*innen, Lehrer*innen und viele mehr!
Die Workshops sind so aufgebaut, dass jeweils ein Fall besprochen und aufbearbeitet wird. Neben diesem supervisorischen Anteil, gibt es immer auch einen fachlichen Input rund ums Thema Trauma.
Besonders wichtig ist uns dabei, auf genderspezifische, kulturelle und konfessionelle Unterschiede einzugehen. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass wir so verschiedene Teilnehmende haben – die Vielseitigkeit ist eine große Bereicherung für unsere Arbeit und spiegelt die Realität im Vielvölkerstaat Myanmar wieder.